Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy – SON 447
herausgegeben von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
300 Seiten | 25 x 32 cm | 1.514 g | ISMN: 979-0-004-80355-4 | Leinen, Fadenheftung
Unter den zahlreichen Psalmkompositionen Felix Mendelssohn Bartholdys ragen jene umfangreichen Vertonungen, in denen neben den Singstimmen auch ein Orchester verwendet wird, als eigene Werkgruppe heraus. Auf den 115. Psalm op. 31 MWV A 9, mit dem diese Kompositionsreihe 1829/1830 beginnt, folgen der 42. Psalm op. 42 MWV A 15, der 95. Psalm op. 46 MWV A 16 und der 114. Psalm op. 51 MWV A 17, die in den Jahren 1837 bis 1841 entstanden sind. Abgeschlossen wird die Reihe mit dem 98. Psalm MWV A 23, der für den Neujahrsgottesdienst 1844 im Berliner Dom komponiert wurde und damit eine Ausnahme gegenüber den vorangegangenen Werken bildet, die nicht liturgisch gebunden und für den Konzertsaal bestimmt waren.
Der vorliegende Band (Serie VI/8,3 Psalmkantaten III) enthält die Psalmen für achtstimmigen Chor bzw. Doppelchor und Orchester, den 114. Psalm op. 51 MWV A 17 und den 98. Psalm MWV A 23.
Der 114. Psalm entstand während einer Unterbrechung an den Arbeiten am 95. Psalm vom Sommer 1839 bis Anfang des Jahres 1841. Der Vergleich der endgültigen Fassung mit der ersten Niederschrift, die bereits am 9. August 1839 fertiggestellt war, verdeutlicht die zahlreichen Umarbeitungen und Ergänzungen. Die Aufführungen am 1. Januar 1840 in Leipzig und am 25. September 1840 in Birmingham erfolgten in unterschiedlichen Gestaltungen, insbesondere die Anlage des abschließenden Teiles hat Mendelssohn tiefgreifend geändert und auch vor der Drucklegung noch einmal modifiziert. Der Psalm trägt als einziger der Psalmen mit Orchester eine Widmung. Sie gilt dem Maler Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863), mit dem der Komponist in enger Freundschaft verbunden war und mit dem ihn ähnliche Ideen hinsichtlich ihrer künstlerischen Arbeit verbanden.
Die Komposition des 98. Psalms ist die einzige in der Reihe der großen Psalmkompositionen mit Orchester, dessen Text nicht vom Komponisten ausgewählt wurde, sondern der sich in eine liturgische Ordnung einfügte. Er entstand Ende Dezember 1843 für den königlichen Hof- und Domchor in Berlin, als dessen künstlerischer Leiter Mendelssohn in seiner Funktion als preußischer Generalmusikdirektor von Friedrich Wilhelm IV. eingesetzt war. Mit der Komposition und Aufführung dieses Psalms im Neujahrsgottesdienst 1844 im Berliner Dom versuchte Mendelssohn zugleich mit der Erfüllung seiner vertraglichen Aufgabe seine Vorstellungen von adäquater zeitgemäßer Kirchenmusik durchzusetzen. Gegen die im Dom erwünschte a-cappella-Chormusik demonstrierte er mit dem 98. Psalm nachdrücklich seine Vorliebe für die Komposition mit Orchester. Dies führte zu tiefgreifenden Auseinandersetzungen mit der Domgeistlichkeit und schließlich zu Mendelssohns Aufgabe seiner Tätigkeit am Berliner Dom. Der Psalm wurde vom Komponisten nicht noch einmal aufgeführt und auch noch in den Druck gegeben. Er erschien erst postum 1851 unter der nicht autorisierten Opuszahl 91.
1. Der 114. Psalm op. 51 MWV A 17 | (14') | |
2. Der 98. Psalm MWV A 23 | (8') | |
3. Anhang I: Der 114. Psalm MWV A 17 (Erste Fassung) | ||
4. Anhang II: Der 114. Psalm MWV A 17 (Orgelstimme für die englische Erstaufführung in Birmingham am 25. September 1840) |